Montessori-Aktivitäten – Mehr als nur Holzspielzeug

Montessori-Aktivitäten – Mehr als nur Holzspielzeug

Aktivitäten sind häufig der einfachste Einstieg, um Montessori zu Hause einzuführen. Aber was genau bedeuten Aktivitäten und wie werden sie am besten bereitgestellt? Man könnte meinen, das Thema sei banal, es ist aber äußert umfangreich. Daher holt schon mal den Kaffee (oder Tee) 😉

Was sind Montessori-Aktivitäten?

Wie ich bereits in meinem Beitrag über die Grundlagen der Montessori-Pädagogik erklärt habe, soll die Umgebung der Kinder so attraktiv wie möglich gestaltet werden, um die Freiheit zum Erkunden und Lernen zu geben. Es werden Aktivitäten zur Verfügung gestellt, die den aktuellen Bedürfnissen des Kindes entsprechen und diese befriedigen. Fähigkeiten können somit erworben und geübt werden.

Es werden bevorzugt natürliche Materialien wie Holz verwendet. Hieraus kommt vermutlich die Assoziation Montessori = Holzspielzeug, aber es geht um weit mehr. Aktivitäten (nach Montessori) haben meistens einen Anfang, eine Mitte und ein Ende, z.B. ein Tablett mit einem (zerlegten) Puzzle wird aus dem Regal genommen, das Puzzle wird zusammen gesetzt und am Ende wird das Tablett wieder ins Regal geräumt. Vollständig abschließbare Aktivitäten geben dem Kind das Gefühl diese zu beherrschen und werden durch häufige Wiederholung gemeistert. Aktivitäten werden häufig auf Tabletts oder in Körbchen präsentiert, die alle Materialien enthalten, die das Kind zur Ausführung benötigt, um die Aufgabe selbstständig ausführen zu können. Dabei sollen die Aktivitäten fordernd, aber nicht zu schwierig sein, um Frustration zu vermeiden. Der für mich am wichtigste Punkt ist, Aktivitäten sollen frei wählbar sein. Sie werden so platziert, dass das Kind sie selbstständig auswählen und erledigen kann.

Ich hatte schon, bevor ich mit Montessori anfing, festgestellt, dass der Knirps kaum Interesse an seinem Spielzeug hatte, wenn es in einer Kiste war. Als ich die Spielzeuge einzeln in den Regalen präsentiert hatte, spielte er plötzlich mit allem.

Montessori Regal
Anordnung der „Materialien“ im Regal

Aktivitäten müssen demonstriert werden

Damit das Kind die Ausführung einer Aktivität versteht, muss diese zuerst gezeigt werden. Hierbei sollte man die Aufgabe in allen Einzelteilen langsam und präzise vormachen, damit das Kind sie leicht beobachten kann. Es ist für das Kind zudem einfacher die Aufgabe zu erfassen, wenn dabei nicht gesprochen wird, sonst muss es sich auf das Sehen und Hören gleichzeitig konzentrieren, was überfordernd sein kann. Manche Aktivitäten werden schnell begriffen, andere müssen immer wieder demonstriert werden. Gegenstände sollten so gehandhabt werden, wie sie das Kind bewältigen kann, z.B. das Glas mit beiden Händen halten. Hilfe sollte erst gegeben werden, wenn das Kind darum bittet (es ist manchmal schwierig, nicht helfend einzugreifen, aber häufig schaffen es die Kleinen von ganz alleine, man muss sie nur machen lassen).

Einige Aktivitäten muss ich dem Knirps immer wieder zeigen und der Ablauf ist für ihn noch schwierig. Beispielsweise das Zuordnungsspiel, bei dem die Tiere den passenden Karten zugeordnet werden. Dafür ist zu meiner Freude schon erkennbar, dass der immer gleiche Ablauf des Rausholens und des danach Wegpackens Wirkung zeigt. Der Knirps packt schon selbst seine Bücher wieder ins Körbchen, wenn er sie nicht mehr anschauen möchte, ohne das ich ihn dazu ermuntern muss <3

Zuordnungsspiel
Zuordnungsspiel mit Tieren und den dazugehörigen Karten

Arten von Aktivitäten

Man unterscheidet fünf verschiedene Gruppen an Aktivitäten:

Montessori Aktivitäten

Zu den einzelnen Gruppen können verschiedene Aktivitäten angeboten werden. Ich liste euch hier ein paar Beispiele auf. Für welches Alter sie geeignet sind, ist aber sehr individuell. Ich werde euch noch in einem eigenen Beitrag zeigen, welche Aktivitäten für den Knirps gerade interessant sind (er ist zurzeit 14 Monate alt), aber welche Aktivitäten für euch geeignet sind, müsst ihr an eurem Kind beobachten.

Auge-Hand Koordination

  • Auffädeln
  • Stecken und einwerfen
  • Öffnen und schließen
  • Geobrett mit Gummibändern, Muttern und Schrauben
  • Sortieren
  • Puzzles
Montessori Spiel
Steckspiel zur Auge-Hand Koordination

Musik und Bewegung

  • Instrumente
  • Geräte, bei denen das Kind selbst die Musik wählen kann
  • Singen
  • Bewegungslieder (z. B. „Kopf und Schulter, Knie und Fuß“)
  • jegliche Art an Bewegung (Rennen, Springen, Hüpfen, Klettern, Rutschen, Balancieren)

Draußen bieten sich natürlich viele Möglichkeiten für Bewegung, aber auch zu Hause können wir einiges tun. Beispielsweise haben wir, als der Knirps einen besonders großen Bewegungsdrang hatte, das Wetter aber ziemlich schlecht war, drinnen mit Matratzen eine Krabbellandschaft gebaut. Demnächst werden wir auch ein Pickler-Dreieck bauen, für das ich euch dann auch eine DIY Anleitung erstellen werde ;).

Musikinstrumente

Alltagsaktivitäten

Hierzu zählt alles, wobei Kinder im Haus helfen können, beim Kochen, Putzen, Wäsche Machen, Aufräumen, der Selbstpflege, Anziehen usw.. Kinder lieben diese Alltagsaktivitäten und sie eignen sich sehr gut, um Abfolgen zu lernen, und bieten viele Vorteile für das Kind. Es lernt beispielsweise zu Hause Verantwortung zu übernehmen, es fühlt sich als wertvoller Teil der Familie, Fein- und Grobmotorik werden gestärkt, Vokabular wird durch das Sprechen über die Tätigkeiten erweitert, das Selbstvertrauen wird gestärkt und Zusammenarbeit schafft Verbundenheit. Es kann natürlich manchmal etwas länger dauern und unter Umständen auch zu mehr Arbeit für uns führen (z.B. wenn die Wohnung beim Blumengießen unter Wasser gesetzt wird). Aber wenn man ein paar Dinge beachtet, klappt es ganz gut:

  • Immer nur so viel bereitstellen, wie benötigt wird
  • Putzzeug zum Aufwischen bereitlegen (Kinderbesen, Putzlappen)
  • der Prozess ist wichtiger als das Ergebnis
  • Kinder möglichst viel einbeziehen
  • Übung macht den Meister
Kind hilft beim Spülmaschine einräumen
Der Knirps liebt es, beim Spülmaschine Ausräumen zu helfen

Kreatives Gestalten

Hierzu zählt jegliche künstleriche Aktivität:

  • Malen
  • Kleben
  • Ausschneiden
  • Basteln
  • Bauen
  • usw.

Hier gilt auch, dass der Prozess des Schaffens wichtiger ist als das Ergebnis, daher sollten möglichst wenig Vorgaben gemacht werden und Gelegenheit zum Experimentieren gegeben werden. Außerdem ist es vorteilhaft, den Kindern selbst zu überlassen, ob sie ihr Kunstwerk schön finden oder nicht, statt pauschal „gut gemacht“ zu sagen. Wir können stattdessen beschreiben was wir sehen, oder fragen, ob das Kind etwas über sein Kunstwerk erzählen möchte.

Ich habe dem Knirps bisher mal versucht einen Wachsmalstift anzubieten, aber er hatte ihn nur zum Fressen gerne… das muss ich zu einem späteren Zeitpunkt nochmal anbieten.

Sprache

Hier gibt es auch vielfältige Möglichkeiten für das Kind, seinen Wortschatz zu erweitern.

  • Wortschatzkörbe, die einen realen Gegenstand enthalten, bieten die Möglichkeit, Dinge zu berühren und zu erkunden, während sie benannt werden (z.B. der Obstkorb, oder ein Korb mit Tierfiguren)
  • Zuordnungsspiele, bei denen Gegenstände Karten zugeordnet werden
  • Wortschatzkarten, mit Bildern oder Objekten zu bestimmten Themen
  • Gespräche über die Welt um uns herum, aber auch Gefühle
  • Bücher anschauen und die Bilder beschreiben

Bei der Auswahl von Büchern sollte auf realistische Darstellungen geachtet werden, dadurch kann leichter eine Verbindung zur Realität hergestellt werden (z.B. keine Tiere die Kleidung tragen).

Bilderbücher und Tierfiguren zum Thema Bauernhof
Ich habe dem Knirps einige Bücher über das Thema Bauernhof in einem Regal angeboten, mit den passenden Bauernhoftieren als Figuren. So können die Tiere direkt mit den Bildern im Buch verglichen werden.

Wir haben übrigens auch nicht Montessori konformes Spielzeug für „endlos“ Spiele, wie z.B. Bauklötze und Duplo. Man muss es ja nicht übertreiben 😉

So, das war jetzt wieder sehr viel Info. Die nächsten Beiträge werden weniger theoretisch, versprochen 😉

Habt ihr Ideen oder Vorschläge für Aktivitäten? Was bietet ihr euren Knirpsen an? Ich freue mich, von euch zu hören!

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Ich bin Jenny, 31, Marketing-Assistentin in Elternzeit und Vollblutmama vom Knirps. Mit meinem Mann und Sohn, lebe ich im schönen Kraichgau. Wir sind "Sauer" aber lustig und haben daher eine besondere Liebe für Zitronen ;).

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