Montessori-Grundlagen im Überblick

Montessori-Grundlagen im Überblick

Wir leben Montessori-inspiriert und die Pädagogik von Maria Montessori stimmt zu einem großen Teil mit unseren Vorstellungen über Erziehung und Familienleben überein. Schon öfter wurde ich gefragt, worum es bei Montessori eigentlich geht und was ich daran so toll finde. Daher möchte ich zum Einstieg in den Blog versuchen, euch die Grundlagen und meine Begeisterung zu erläutern.

Wie ich auf Montessori gekommen bin

Bereits in meiner Schwangerschaft hatte ich mal ein typisches Montessori Regal auf Pinterest gesehen, die man auch überall bei Instagram finden kann. Schon damals fand ich das ganz cool, habe mich aber nicht weiter damit befasst. Mir war auch überhaupt nicht bewusst, wie umfangreich und vielseitig das Thema ist. Ich dachte, wie viele, dass es bloß um Förderung und Holzspielzeug geht. Weit gefehlt! Als der Knirps dann fast ein Jahr alt war, habe ich mich mit dem Thema erst richtig auseinander gesetzt und war total begeistert. Einige Dinge hatte ich bereits intuitiv so gemacht, von anderen wusste ich bis dahin nichts. Wir sind noch neu in der Materie, jedoch trifft der Montessori-Ansatz es sehr gut, wie wir erziehen und als Familie leben wollen. Wir setzten zwar schon Einiges um, aber Vieles ist noch in Planung.

Das Thema ist, wie gesagt, sehr umfangreich (nicht umsonst ist es ein ganzer Studienzweig), daher werde ich mal versuchen, die Hauptpunkte kurz und bündig für euch zu beschreiben. Mein Wissen ziehe ich hierbei aus dem Buch „Montessori für Eltern“ von Simone Davies, dass ich allen Interessierten wärmstens empfehlen kann (das ist meine persönliche Meinung, ich bekomme kein Geld oder Sonstiges für die Empfehlung). Hier wird umfangreich beschrieben, wie man die Ansätze der Montessori-Pädagogik in den Familienalltag integrieren kann.

Montessori für Eltern

Was ist Montessori?

Maria Montessori war Ende des 19. Jahrhunderts eine der ersten Ärztinnen in Italien. Durch wissenschaftliche Beobachtungspraktiken versuchte sie herauszufinden, was Kinder anspricht, wie sie lernen und welche Mittel das Lernen erleichtern. Hieraus entstand ihr Bildungskonzept, mit dem Ziel, den eigenen, natürlichen Wunsch zu lernen, im Kind zu fördern. Hierbei geht es nicht darum, schnell hohe Leistungsfähigkeit zu erreichen, sondern sensible Phasen, in denen das Kind besonders empfänglich für bestimmte Erfahrungsbereiche ist, zu erkennen und zu unterstützen. Das Kind soll im eigenen Rhythmus auf liebevolle Weise Eigenverantwortung und Selbstwirksamkeit erlernen.

Montessori Prinzipien

Die Prinzipien der Montessori-Pädagogik, lassen sich auch vom schulischen ins familiäre Umfeld übertragen. Hier zeigt sich jetzt wie umfangreich das Konzept ist und wie fortschrittlich es schon zu damaligen Zeiten war. Ich stelle euch hier mal die Bekanntesten vor:

Die vorbereitete Umgebung

Die Umgebung der Kinder soll so attraktiv wie möglich gestaltet werden, um die Freiheit zum Erkunden und Lernen zu geben. Erforderliche Werkzeuge werden kindgerecht zur Verfügung gestellt (z.B. Tabletts zum Tragen von Dingen, Lappen zum Aufwischen von Verschüttetem, kleine Gläser zum Trinken). Dekorationen und Kunst werden auf Höhe der Kinderaugen platziert. Es werden Aktivitäten zur Verfügung gestellt, die fordernd aber nicht zu schwierig sind.

Aktivitäten lassen sich in 5 Bereiche unterteilen:

  1. Auge-Hand Koordination
  2. Musik und Bewegung
  3. Alltagsaktivitäten
  4. Kreatives Gestalten
  5. Sprache

Hier findet ihr mehr Infos über Aktivitäten.

Vorbereitende Umgebung

Auch in unserer „vorbereiteten Umgebung“ wird sich noch einiges ändern. Zum Beispiel werden wir bald eine Waschstation im Bad einrichten, ein bodentiefes Bett fürs Kinderzimmer bauen, eine kleine Garderobe im Flur einrichten und einen Tisch mit Stuhl in der Küche bereitstellen. Wenn alles fertig ist, werde ich es natürlich zeigen.

Der natürliche Wunsch zu lernen

Kinder haben einen natürlichen Wunsch zu lernen. Sie greifen nach Gegenständen, sie richten sich auf und lernen laufen. Entdeckungen, die Kinder selbständig innerhalb einer vorbereiteten Umgebung machen dürfen, erfüllt sie mit Staunen und fördert diese Lust am Lernen.

Sensible Phasen

Sensible Phasen sind Zeiträume, in denen die Kinder für den Erwerb bestimmter Fähigkeiten besonders empfänglich sind und diese mühelos lernen können. Durch Beobachtung können wir feststellen, in welcher sensiblen Phase unser Kind sich gerade befindet, und können dann entsprechende Aktivitäten zur Unterstützung anbieten.

In der Praxis ist es nicht immer so einfach, eine sensible Phase zu erkennen. Da hilft nur aufmerksames Beobachten.

Der unbewusst absorbierende Geist

Das mühelose Aufnehmen von Informationen bezeichnete Maria Montessori als den „absorbierenden Geist“. Im Alter von 0-3 geschieht dies aber noch völlig unbewusst. Vergleichbar ist dies mit einem Schwamm der alles aufsaugt. Allerdings kann ein Schwamm sowohl sauberes als auch schmutziges Wasser aufnehmen. Das heißt, dass wir eine besondere Verantwortung tragen, wie wir uns verhalten, da sich die Kinder alles, was wir tun, abschauen. Dabei geht es um offensichtliche Dinge, wie Was um sie herum gesprochen wird, wie wir mit Gegenständen und anderen Menschen umgehen, wohin wir Dinge räumen, aber auch unsere Gefühle uns Selbst und unseren Fähigkeiten gegenüber (z.B. wenn wir auf uns selbst wütend sind statt uns zu vergeben oder wir sagen, dass wir etwas nicht können statt dass unsere Fähigkeiten ausbaufähig sind). Wir müssen in Allem ein Vorbild sein.

In der Praxis ist das wohl Jedem klar, es stellt sich aber häufig schwierig dar, sich immer vorbildlich zu verhalten. Wir sind schließlich alle nur Menschen und nicht perfekt. Aber es hilft, es sich immer wieder vor Augen zu halten und zu versuchen, es das nächste Mal besser zu machen.

Freiheit und Grenzen

Kinder sollen sich frei in einer begrenzten Ja-Umgebung bewegen dürfen. Das heißt wir geben ihnen für uns akzeptable Wahlmöglichkeiten, unter denen sie frei entscheiden können, und Bereiche, in denen sie sich frei bewegen können. Beispielsweise ist das Zähneputzen selbst nicht verhandelbar, wir geben aber die Option, selbst zu entscheiden, wo die Zähne geputzt werden sollen. Das Kind kann so mitbestimmen und fühlt sich als wertvolles Mitglied der Familie.

Für mich ist dies ein besonders schönes Prinzip. Ich finde den Ansatz, dass alle Familienmitglieder gleichwertig sind und auch die Kleinsten Entscheidungen treffen dürfen, sehr wertvoll. Auch wollte ich von Anfang an, dass sich der Knirps in unserer Wohnung frei bewegen kann und alles erforschen kann. Für Außenstehende sieht es manchmal so aus, als dürften die Kinder einfach alles machen, was sie wollen, aber darum geht es nicht. Bereiche, die gefährlich sind, oder ich einfach nicht möchte, dass Knirps da ran geht, sind abgesperrt. Aber für mich ist nicht ersichtlich, warum ich ihn grundsätzlich daran hindern sollte, zum Beispiel Schränke auszuräumen. Es ist doch total verständlich, dass das spannend ist, Türen gehen auf und zu, in Schubladen kann man Dinge räumen und die DVDs haben so schöne bunte Bilder. Warum soll ich ihn in seiner Neugier bremsen und ständig nein sagen? Das frustriert und macht wütend und von Wutanfällen habe ich auch nichts.

Elterkunder
auch im Urlaub wird sich frei bewegt

Unabhängigkeit und Verantwortung

„Hilf mir, es selbst zu tun“ ist einer der Leitsätze der Montessori-Pädagogik. Genauso wie Kinder lernen wollen, wollen sie Dinge SELBER tun, wollen etwas beitragen, helfen und ein Teil der Familie und Gesellschaft sein. Indem wir sie Dinge selber versuchen lassen, lernen sie Verantwortung für sich selbst, für andere und ihre Umgebung zu übernehmen.

Es war für mich sehr verblüffend, zu sehen, zu was so ein kleiner Knirps alles in der Lage ist, wenn man ihn nur lässt. Das denke ich mir jedes mal, wenn ich sehe, mit welcher Präzision und Konzentration er mit seinen 14 Monaten mit der Gabel eine Erbse aufpickt.

Individuelle Entwicklung

Kinder entwickeln sich in ihrem eigenen Tempo, sie haben individuelle Energiepegel und können sich zu unterschiedlichen Zeiten konzentrieren. Sie lernen auf unterschiedliche Weise. Auf jedes Kind muss daher individuell eingegangen werden.

Beobachtung

Beobachtungen sind die zentrale Basis der Montessori-Pädagogik. Sie zeigen uns, wie sich unser Kind entwickelt, woran es interessiert ist und was es lernen will.

Schlusswort

Was ich euch hier beschrieben habe, ist nur ein grober Umriss der Montessori-Pädagogik, und es ist schwierig, alles verständlich aber kurz und bündig in einem einzigen Blogbeitrag darzulegen. Aber ich hoffe, dass ihr jetzt ein bisschen versteht, worum es geht und warum ich so begeistert davon bin.

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Ich bin Jenny, 31, Marketing-Assistentin in Elternzeit und Vollblutmama vom Knirps. Mit meinem Mann und Sohn, lebe ich im schönen Kraichgau. Wir sind "Sauer" aber lustig und haben daher eine besondere Liebe für Zitronen ;).

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